8:00 Uhr und die Nacht ist rum. Ich liege in meinem Bett. Höre in weiter Ferne den Hahn krähen und im Hintergrund leise die Spatzen zwitschern. Einige Sonnenstrahlen stehlen sich durch unseren Vorhang vor dem Fenster und hauchen das Schlafzimmer in ein schönes, angenehmes Dämmerlicht. Staub tänzelt in den Lichtstrahlen auf und ab. Sandra atmet tief und fest neben mir und ist noch im süßen Land der Träume.
Ich versuche meine Beine zu bewegen. Zuerst die Zehen. Alles klar, keine Schmerzen. Der angestoßene Zeh fühlt sich normal an. Zum Glück war er nur geprellt. Dann bewege ich die Füße und die Waden. Hmmm. Leichter, dumpfer Schmerz, aber auszuhalten. Dann spanne ich meine Oberschenkelmuskeln an. Ich stelle mich auf ein Feuerwerk von Schmerzen ein, und siehe da: Fast nichts. Ich fasse Mut, und richte mich auf um aufzustehen. Als ich stehe, und den ersten Schritt mache, wird mir bewusst, dass das eigene Körpergewicht auf den Beinen doch noch den kleinen Unterschied zwischen dumpfen Schmerz und Höllenqualen ausmachen kann. Oh mann, wer hat sich das mit dem Muskelkater nur ausgedacht?? Am liebsten wäre ich auf den Händen ins Bad gelaufen, aber leider kann ich nicht auf Händen laufen. Ich sollte das unbedingt vor unserem nächsten Wanderurlaub mal lernen.
Als ich aus dem Schlafzimmer ein paar Stöhngeräusche vernahm, wusste ich, dass ich nicht allein in meiner Pein war. Geteiltes Leid ist halbes Leid... Oh mann, den vollen Umfang der Schmerzen mag ich mir dann gar nicht ausmalen.
Wir schleppten uns zum Frühstück, und wieder zurück. Treppen waren immer noch ein rotes Tuch, aber generell ging das Laufen doch schon besser. Entweder lässt der Schmerz nach, wenn man sich etwas bewegt, oder man gewöhnt sich dran. Egal. Wir haben uns nach den Frühstück noch an die Promenade aufgemacht, um unsere Mails zu checken. Wir haben dort bei einem Restaurant am ersten Tag eine Limo getrunken und durften dann das WLAN des Ladens benutzen. Da der Inhaber das Passwort aber wohl nur selten ändert, können wir das WLAN auch nutzen, wenn wir noch auf der Strasse stehen. Praktisch.
Dieses Wochenende ist in Puerto de la Cruz ein Gaucklerfestival. Wir haben uns entschlossen, heute mit dem Bus dorthin zufahren und das Festival in der Innenstadt zu besuchen. Dabei können wir noch entspannt durch Puerto de la Cruz bummeln und uns danach wieder vom Bus zurückfahren lassen. Wir hoffen, das diese Kost leicht genug für unsere Muskeln sein wird.
Die Hinfahrt von unserem Hotel bin Puerto de la Cruz hat gut 1,5 Stunden gedauert und war für mich die reinste Tortour. Wir sind die meiste Zeit Serpentinen gefahren und nach ca. 30 Minuten fing mein Magen an zu rebellieren. Ich wusste ja, dass das auf und ab auf einem Boot mir nicht bekommt. Dass das rechts und links Geschaukel mir genauso schlecht bekommt musste ich heute erfahren. Ich musste mich doch sehr konzentrieren, um nicht der Putzkolonne für Ihren Einsatz einen triftigen Grund zu liefern...
Ich bekam aber mit, dass wir im Sonnenschein losgefahren sind, uns dann aber auf eine dunkle Wolkenwand zubewegt haben. Je höher wir kamen, desto grüner wurde es um uns herum. Die Sonne verschwand nach einiger Zeit und es wurde diesig. Wir hatten das Gefühl, in ein Regengebiet zu fahren. Doch als wir in Puerto de la Cruz ankamen, schien wieder die Sonne. Die Wetterwechsel waren echt interessant.
In Puerto de la Cruz haben wir dann an der Promenade eine Musikgruppe gesehen, die auf einem Tieflader durch die Fußgängerzone kutschiert wurde und dabei laute Trommelmusik machte. Die Besucher des Festivals johlten den Musikern zu und es war eine ausgelassene Stimmung.
Auf einer Bühne hat ein Bagger mitsamt Statist in seiner Schaufel Bewegungen mit seinem Ausleger zu einer Operette gemacht. Sehr skurril.
Die Promenade und die Innenstadt von Puerto de la Cruz sind ganz nett. Es ist sehr touristisch, aber bei weitem nicht so rummelig wie in Los Christianos. Die Promenade ist mit Palmen gesäumt, es gibt viel Platz zum laufen und nette Cafes. Die Altstadt ist eher ruhig mit engen Gassen, kleinen, bunten Häusern und niedlichen Restaurants und Bars. Nach einer kleinen Snackpause in der Altstadt war die Zeit auch rum, und wir mussten den Bus zurück nach Los Gigantes nehmen. Wir fuhren pünktlich los, und ich ahnte erstmal nichts gutes. Ich hatte die Hinfahrt zwar gerade so überstanden, aber wusste nicht, wann ich anfangen müsste zu kämpfen. Der Fahrer war sehr sportlich unterwegs und nahm die Kurven mit Schwung und viel Zuversicht. Es wurde sehr schnell neblig und wir fuhren bald in die Wolken hinein. Die Sicht war teilweise unter 50m. Nach wenigen Minuten brach der Bus aus der Wolkendecke heraus und uns bot sich ein tolles Schauspiel. Über dem Meer konnten wir auf eine von der Sonne umspielte, weisse, flauschige Wolkendecke blicken. Auf der anderen Seite zeigte sich der Teide in seiner ganzen Pracht im Sonnenlicht. Es war eine tolle Bilderbuchlandschaft. Auf unserer Inselseite waren keine Wolken mehr vorhanden, so dass wir recht zügig einen Blick von oben auf unsere Bucht werfen konnten. Durch das tolle Wolkenschauspiel hatte ich auch die Fahrt recht gut überstanden, denn ich war ja durch die tollen Bilder abgelenkt.
Im Hotel angekommen, gings zügig zum essen. Im Speisesaal war heute Großkampftag. Der Speisesaal war picke packe voll. So wie es aussah, waren wohl noch Gäste im Hotel, die am späten Abend noch abreisten, die neuen Gäste (meist Spanier) waren aber auch schon da. So war es etwas sehr kuschelig und man musste schon genauer suchen, um einen Platz zu finden, aber trotzdem war es nicht überfüllt.
Unseren Beine geht es besser, aber wir sind immer noch nicht ganz auskuriert. Zumindest hat ein bisschen Bewegung nicht geschadet.
Was wir morgen machen werden steht noch in den Sternen. Mal sehen.